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(S. 91)




4.1.1.3 Benutzung

Nach den Aufbau-Mechanismen ist die Benutzung eines Fachwortschatzes als abgeleitetes produktionslinguistisches Problem zu beleuchten. Dabei dürfen wir dann aber nicht, wie im vorigen Abschnitt geschehen, fast ausschließlich exklusives Wortgut behandeln. Gerade im Gegenteil spielt bei der aktuellen Wortwahl in fachsprachlichen Situationen das exklusive Fachwort fast eine (S. 92) untergeordnete Rolle. Der Gebrauch ist entsprechend dem Schema S. 76 zu differenzieren:

Einerseits nimmt die Verwendung von Fachwörtern von A1 zu A4, von Wissenschaft bis zum Nutzungsfeld, allgemein ab, gerade in der Fachschicht A3 spielt aber außer der materiellen Vermittlung die terminologische eine große Rolle. Daneben ist die Kommunikationsdistanz für die Verteilung von exklusiven Fachwörtern ebenso entscheidend: Ist keine individuelle Adressatenbeziehung aufgebaut oder muß mit Vermittlungsdistanzen gerechnet werden, dann wird zur Sicherheit wesentlich mehr Fachwortschatz benutzt. Umgekehrt ist auch nichtfachliche Ausdrucksweise durch die raumzeitliche Eindeutigkeit (Sichtkontakt, keine zeitliche Dilation, vgl. S.78f.) ein exaktes Kommunikationsmittel. Dazwischen besteht auch die Möglichkeit, nach einmaliger Einführung eines Fachwortes dasselbe danach anaphorisch fortzuführen oder durch Deixis nur noch auf die Sprechumgebung zu verweisen (vgl. dazu auch die VDI-Richtlinie 3772). In solchen Situationen werden Kurzformen von Fachwörtern verwendet.

Drei Techniken sind hauptsächlich in der Literatur bekannt

- Weglassen von Bestimmungswörtern in Zusammensetzungen:

Klemmenabdeck platte - ->  Abdeck platte  --> Platte (Vgl. dazu auch die VDI-Richtlinie 3772)
Dieser Kürzungstyp geht meist einher mit den o. g. Einführungstechmken .
- Ableitungen (z.ß. auf -er:) Bohrmaschine   -->  Bohrer
Digitalanzeigevorrichtung  -->  Anzeige
- Abkürzung Digital-Analog-Wandler   -->  D / A- Wandler Besonders die Kommunikationstypen A2/D1 und A3/D1 benutzen in hohem Maß derartige Verkürzungstechniken, die einer  (S. 93)   kommunikativen Überspezifizierung entgegenwirken. Entsprechend ergeben sich die folgenden Grundtechniken des Gebrauchs von Fachwörtern:
 
 


  Die Verbindung von Fachwortschatz und nichtfachlichem Wortschatz ist unproblematisch in den Fällen, in denen durch dieselbe Adressatenklasse oder eine eindeutige Situation der Fachwortschatz ohne explizite Einführungstechniken benutzt werden kann. In anderen Fällen, besonders aber bei Adressaten der Gruppen A3/4 können verschiedene Verfahren angewendet werden:

- Gemeinsprachliche Umschreibung, ggf. Hinzeigen, dann Terminus; Beispiel:
. . . Hier ist ein Kasten, der datür sorgt, daß der Motor die jeweils richtige Mischung von Benzin und Luft bekommt. Er heißt 'Vergaser'.


- Terminus, dann gemeinsprachliche Erläuterung;

Beispiel:
Der Fachmann spricht nur dann von einer Erklärung und nicht von einer Begründung, wenn eine Sache mit einem Naturgesetz belegt wird, wie bei folgendem Satz.. .


- bei zusammengesetzten Termini: Stückweise Aufbau und Einführung der Komponenten;  (S. 94)

Beispiel:
Die Geschwindigkeit einer Dampfmaschine kann man auch automatisch steuern, regulieren. Die Vorrichtung, die dazu dient, der Regulator, dreht sich genauso schnell wie die Maschine; zur Steuerung wird die bei der Drehung entstehende Fliehkraft, die Zentrifugalkraft, ausgenutzt, daher spricht man von einem Zentrifugalregulator


- Nachvollzug der Genese des Terminus;

Beispiel:
Um die Folgen von Schäden bei falscher Benutzung möglichst klein zu halten, überlegten sich die Ingenieure, wo das Stück, wenn überhaupt, am günstigsten brechen sollte. Seitdem werden in ähnlichen Fällen 'Sollbruchstellen' festgelegt.

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