3.2 Gliederung der Fachsprachen
Zur Strukturierung des Phänomens Fachsprache
bietet sich zunächst eine horizontale Aufteilung in Fachgebiete an.
Diese Gliederung bildet den frühesten Versuch, die ganz offensichtliche
Disparatheit verschiedener als Fachsprachen festgestellter sprachlicher
Äußerungen theoretisch aufzufangen und damit die Konsistenz
des Fachsprachenbegriffs überhaupt zu retten. Nun ist einerseits die
systematische Benennung von Fächern kein triviales Problem (s. S.63),
andererseits bestehen zwischen den Fachsprachen einzelner Fächer zweifellos
engste Gemeinsamkeiten (Physik, Mathematik). Aber die Variationsbreite
innerhalb eines Fachs ist, wie der Vergleich auch nur zweier empirischer
Fachsprachen-Arbeiten zeigt, beachtlich, so daß Varianten einer Fachsprache
zueinander fast unähnlicher sein können als benachbarte Fachsprachen
verschiedener Fächer.
So wurde bald eine vertikale Gliederung in verschiedene
Ausprägungen derselben Fachsprache (Ebenen) unternommen, um damit
ein zweidimensionales Beschreibungsfeld für konkrete fachsprachliche
Objekte zu erhalten:
Als typische Ebenengliederung sei die auf Ischreyt (Ischreyt 1965, 38 ff.) zurückgehende Dreiergliederung der technischen Fachsprachen aufgeführt:
Später wurden mehrdimensionale Definitionen vorgenommen, so bei Havránek (Havránek 1932, nach L.Hoffmann 1976, 76) die terminologisch (auch durch die Übersetzung) etwas ungeschickte Gliederung nach Fach, Kommunikationsziel und Art des Ausdrucks (sie wurde S.74 in ein kubisches Modell gebracht).Wissenschaftssprache (auch: Theoriesprache)
fachliche Umgangssprache
Werkstattsprache (auch: Verteilersprache)
Ähnliche Versuche von Heller (Heller 1970, 533), Reinhardt (Reinhardt 1966, 185), Benes (Benes 1969), u.a. sind bei Hoffmann (L.Hoffmann 1976) und Fluck (Fluck 1980) ausführlicher dargestellt. Hofmann selbst hat einen wesentlichen Kritikpunkt dieser Modelle vorgetragen: Die Mehrdimensionalität suggeriert, daß die Dimensionen voneinander völlig unabhängig sind (d.h. orthogonal), demnach jeder Punkt mit einem beliebigen Tripel (Fach, Ziel, Ausdrucksart) eine Ausprägung von Fachsprache sei bzw. als solche auch vorkomme.
Der empirische Befund widerspricht dem aber, z. B. bei der Abhängigkeit zwischen Ziel "Aufruf"und Ausdrucksart "schriftlich / mündlich", "öffentlich". Die Ausdrucksart "Monolog" ist hier sicher nicht realisiert. Daher kehrt Hoffmann zu einer zweidimensionalen Darstellung (Graphische Anordnung vom Verf.) zurück und differenziert 5 Ebenen durch Spezifizierung von vier Parametern. Mit dem Argument, daß sie völlig gebunden variieren, verschwinden Unterscheidungen wie "mündlich-schriftlich" und (S. 74) "monologisch-dialogisch"