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Daneben ist bemerkenswert, wie sich überhaupt die Dauer der Zitierfähigkeit von wissenschaftlicher Literatur durch die Jahrhunderte verhält.

Sicher gibt es hier starke Unterschiede von Fach zu Fach (z B. Philosophie gegen Maschinenbau). Zweifellos verkürzt sich aber die Geltungszeit von Literatur zur Gegenwart hin erheblich. Als Stichprobe mag die Bibliographie von Rosenthal aus dem Jahre1795 aufgeführt werden:
 

Litteratur der Technologie das ist: Verzeichnis der Bücher, Schrif-ten und Abhandlungen, welche von den Künsten, den Manufakturen und Fabriken, der Handlung, den Handwerkern und sonstigen Nahrungszweigen, als auch von denen zum wissenschaftlichen betriebe derselben erforderlichen Kenntnissen aus dem Naturreiche, der Mathematik, Physik und Chemie handeln.
Daraus haben wir die datierten Titel der Seiten 1, 3, 5, 7, ...49 (jeweils nur die ungeraden Seiten) nach dem Erscheinungsjahr zusammengestellt. Immerhin sind dort ohne jeden Hinweis auf nur geschichtliches Interesse noch drei Werke des 15.Jahrhunderts (!) aufgeführt. Knapp 18 % der datierten Titel sind über 100 Jahre alt:
 
 
Zeitspanne Anzahl 
der Zitate
kum %
1450-l500 3 0,4
1500-1550 8 1,5
1550 1600 16 3,9
1600 1650 28 8
1650-1700 67 17,6
1700-1750 94 31,2
1750-1794 476 100,0
  692  
(S. 59)

Bei einem Erscheinungsjahr 1795 werden zwar immerhin 7 Werke der Jahre 1794 und 1793 vermerkt, aber den insgesamt 57 Werken der Jahre 1790 bis 1794 stehen 110 der Jahre 1785 -1789 gegenüber. Offenbar scheint also auch die Zeit, bis ein Werk zugänglich wird, erheblich länger gewesen zu sein.

Vergleicht man diese Zahlen mit neuzeitlicher Zitierfähigkeit, so wird das wissenschaftliche "Forschungstempo" sehr deutlich:
 

Alter in Jahren seit dem Erscheinen

 
Werk  /  Alter in Jahren bis 5  bis 10 bis 15 bis 20 bis 25 bis 30 bis 35 bis 40 bis 45 bis 50 älter
Rosenthal 57 110 57 45 45 51 43 37 31 12 204
Boueke 527 140 14 4 1 2 1 0 0 0 3
Bach 249 241 104 40 13 11 6 5 2 3 18
Verglichen wurde mit
D.Boueke et al., Bibliographie Deutschunterricht 3. Auflage Paderborn 1978. S. 35 ff. jedes zweite Kapitel.
Diese Bibliographie behandelt ein extrem aktuelles Thema. Daneben wurde benutzt:
U. Bach / D. Wolff, Ausgewählte Bibliographie zur Psycholinguistik. Königstein 1980. S. 25 ff. jede ungerade Seite
(jeweils bis zur Höhe der in Rosenthal erhobenen Stichprobe).

Die ca. 850 Titel insgesamt bei Rosenthal (einschließlich derer ohne Jahreszahl) verteilen sich wie folgt auf die Sprachen:

 
Sprache Anzahl Titel
deutsch 635 (incl. 
Übersetzungen
lateinisch 92
französisch 64
englisch 32
italienisch 23
andere 4
Damit seien die spärlichen Hinweise auf die Quellengeschichte abgeschlossen im Bewußtsein, daß hier die gravierendste Lücke
histonscher Fachsprachenforschung wenigstens aufgezeigt, aber nicht annähernd geschlossen wurde.
 
 


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