(S. 55) Die fachsprachlichen Quellen im engsten
Sinne (E1) sind also nur sprachliche Äußerungen,
die bei der fachlichen Verrichtung gemeinsam mit dieser vorkommen oder
gar im Sinne von Sprechakten konstitutiv sind, also empraktische Texte
(Henne/Rehbock1982). Solche Äußerungen entspringen meist der
Kooperation oder der Dokumentation (im Falle von konstitutivem schriftlichen
Pro-
tokoll). Dieser Ebene gegenüber führen die meisten empirischen
fachsprachlichen Untersuchungen Quellen der Ebene E2 auf. Besonders
sind die Befragungen von Fachleuten durch Linguisten kein geeignetes Mittel,
genuine Fachtexte zu erzeugen. Ganz abgesehen von der Schwierigkeit der
zielgerichteten Kommunikation zwischen dem Fachsprachen-Fachmann (als Befrager)
und etwa einem Fachmann der technischen Praxis (z.B. Automechaniker-Lehrling),
sind die Äußerungen der Befragten nicht einmal ein Reflex auf
teilnehmende Beobachtung, sondern stellen eine neue Kommunikationssituation
dar, in der die Originalität der Äußerung wegen des fehlenden
originären pragmatischen Kontexts (aus Ebene E0) höchst
fragwürdig wird.
Die weitaus meisten Fachsprachen-Untersuchungen basieren jedoch auf Quellen der Ebene E3. Dabei ist nicht einmal so entscheidend, wie sehr die Genauigkeit der Darstellung durch mangelndes Fachwissen abnimmt. Bisweilen ist der Effekt gerade umgekehrt: Der Fachmann, zumal in der technischen Praxis kennt zwar die Handlungen und die kookkurenten sprachlichen Äußerungen, wird aber bisweilen nicht in der Lage sein, einen für Außenstehende informativen abstrakten Bericht abzugeben oder gar das Berichtete zu erklären im Sinne einer Begründung.
Vielmehr sind die Texte der Ebene E3 in der Konzeption so unterschieden von E0 - E2, daß man sie nicht ohne weiteres als Quelle ansehen darf (v. Hahn 1971, 13-25).
Gegenüber der fachbezogenen Äußerung im Zusammenhang
der Tätigkeit E0 steht eine Äußerung außerhalb
des Tätigkeitszusammenhangs für ebenso außerhalb stehende
Adressaten in völlig verschiedenen Kommunikationsbedürfnissen.