+ Kaan Emre
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FUD - 22 Jan 2003
Fear Uncertainty Doubt = Angst, Unsicherheit und Zweifel
Die FUD Strategie ist eine beliebte Taktik in Politik und Wirtschaft, um sich unliebsame Konkurrenten zu entledigen. Der Kern dabei ist, die Veröffentlichung von Berichten, Artikeln, Tests und Studien, die unwahre oder verfälschte Aussagen beinhalten, die den Verbraucher verunsichern oder verängstigen und ihn dazu veranlassen, das vermeintlich minderwertige Produkt nicht zu erwerben.
Die Microsoft FUD Strategie gegen Open Source
Beispiel
Seit Februar 2001 reitet Microsoft regelmäßig Attacken gegen Open Source und das freie Betriebsystem Linux. Obwohl Microsoft Betriebssysteme damals weltweit auf über 90 Prozent aller Desktopcomputer liefen, versucht der Konzern mit widersprüchlicher und zum Teil sachlich falscher Argumentation freie Software in Misskritik zu bringen.
Windows-Chef Jim Allchin sagte in einem Interview, Microsoft müsse Einfluss auf die Politik nehmen, um eine offizielle Unterstützung von Open Source zu verhindern. Freie Software könne jegliche Innovation ersticken und zerstöre geistiges Eigentum. In seinen Attacken setzte er Open Source und Linux mit der Musiktauschbösen wie Napster gleich.
Der Konzernchef Steve Ballmer hatte die O.S. Bewegung als „Krebsgeschwür“ bezeichnet. Er bezog sich dabei auf eine Besonderheit der O.S.- Lizenzbestimmungen GPL (General Public License) nach denen bei einem Software Projekt alle Bestandteile als „frei“ gelten, auch wenn nur ein Programmteil der GPL unterliegt. Damit würde schon ein einzelnes O.S. Programm zahlreiche weitere nach sich ziehen – wie ein Geschwür, so Ballmers Einschätzung.
Der Vizepräsident und Software- Analyst Craig Mundie meint. Forschung und Entwicklung seien nur möglich, wenn man geistiges Eigentum an den Ergebnissen und Produkten erwerben könne. Open Source hingegen mache geistiges Eigentum zu einem öffentlichen Gut und verhindere so letztlich Innovation.
Im April 1999 wurde von der Mindcraft eine „offizielle“ Studie veröffentlich, in der Linux als Server – System wesentlich schlechter abschnitt als Windows NT. Es stellte sich schließlich heraus, dass die beiden untersuchten Systeme mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen den Test durchliefen und das die Studie von Microsoft bezahlt wurde.
Die Halloween Dokumente
Die Halloween Dokumente sind interne Papiere (Gutachten) von Microsoft über die Open Source Bewegung. Sie gelangten auf ungeklärte Weise in die Hände von Eric Raymond, einen der Prominenten der Open Source Bewegung. Verfasst wurden die Dokumente von Vinod Valloppillil, ein Microsoft Mitarbeiter.
Das erste Dokument Halloween 1, beschäftigt sich mit dem Gefahrenpotential von O.S. Software.
Halloween 1
Er schreibt, die Open Source Projekte stehen heute den kommerziellen Entwicklungen nicht nach. Die Software dieser Projekte hat hohe Komplexität verbunden mit einer sehr guten Qualität erreicht.
Er bewundert die Fähigkeit in den O.S. Projekten, dass so viele Entwickler zusammen arbeiten können und beobachtet, dass mit dem Wachstum des Internets auch größere Aufgaben von der O.S. bewältigt werden konnten. Die Kommunikation zwischen den Entwicklern hat sich effizienter und dadurch erfolgreicher gezeigt als bei Microsoft.
Die normalen Marketing-Methoden, so Valloppillil, sind gegen die O.S. Bewegung nicht anwendbar. (Hier werden die die so genannten FUD- Strategien erwähnt, die die normale Vorgehensweise von Microsoft gegen Konkurrenten sichtbar werden lässt.
Vallloppilli schlägt vor, die freien Netzwerke und Server- Infrastrukturen (TCP/IP, SMTP, http, POP3), die die Basis der O.S. Gemeinde sind, zu erweitern und neu zu entwickeln. Die freien Protokolle könnten so „verkompliziert“ werden. Die O.S. Gemeinde hätte dann mit unklaren und schlecht dokumentierten Protokollen zu arbeiten und größere Probleme in der Softwareentwicklung.
Das zweite Dokument Halloween 2, behandelt Linux und die gefährlichen Szenarien, die sich ergeben könnten.
Halloween 2 .
Valloppillil ist überzeugt von der Geschwindigkeit und der sehr guten Leistungsfähigkeit von Linux. Man kann Linux an spezielle Aufgagen einfach anpassen, was bei NT nicht möglich ist. Linux ist stabiler und besser konfigurierbar als NT.
Auch das Schreiben von Gerätetreibern fasziniert Ihn, denn auch „ein Idiot kann innerhalb von zwei Tagen einen einfachen Treiber schreiben“, sagt er.
Dann skizziert er die Horrorszenarien
Die Kunden von Microsoft könnten zu Linux wechseln oder Unix und Sun könnten Linux weiterentwickeln. Allein die Drohung von Großen OEMs (wie Dell und Cisco), Linux auf ihre Rechner vorzuinstallieren, könnte Microsoft zwingen, seine Betriebsysteme mit großen Rabatten zu verkaufen.
Er stellt sich dann die frage, ob sich nicht vielleicht Patente und Copyright gegen Linux zum gerichtlichen Gegenschlag verwenden ließen, weil sich die O.S. Gemeinde immer bereit erklärt hat, die besten Eigenschaften von anderen Produkten in ihrer neuen Software zu kopieren.
Ende
Falls Microsoft diesem Weg folgen würde, hätten sie die Möglichkeit, sich weiter zu etablieren, nicht indem sie bessere Produkte und eine verbraucherfreundliche Politik betreiben würden, sondern lediglich durch die Ausschaltung der Konkurrenz. Das ginge auf kosten des freien Wettbewerbs und der Preise der Produkte.
Das Problem bei der freien Software ist, es handelt sich nicht um einen normalen Konkurrenten. Da sie keinen Hersteller hat, der sich aus dem Markt zurückziehen könnte.
Die Bedrohung des Monopolisten Microsoft
Man bedenke, der Autor war zur Zeit des Gutachtens bei Microsoft angestellt, dementsprechend vorsichtig musste er sein Gutachten formulieren. Bemerkenswert ist die Feststellung in seiner Analyse, dass die bewährten Taktiken Microsofts, innovative Konkurrenten entweder aufzukaufen oder Konkurrenz durch die FUD-Methode gar nicht auf dem Markt Fuß fassen zu lassen, bei Linux und Open Source nicht wirken. Microsoft ist wahrscheinlich nur bei der Konkurrenz durch O.S.Software unfähig, das Monopol zu halten.