Walther v.Hahn Institut für Germanistik I
Die folgenden Vorschläge sind nicht als Vorschrift zu verstehen,
sondern eher als Beschreibung eines gängigen Musters. Sie dienen
ggf.
nur der Prüfung, ob die (sinnvolle, themenspezifische) eigene
Abweichung
von diesen Vorschlägen motiviert ist und dem Leser auch klar wird.
Auch einem nicht fachkundigen Leser sollte nach der Lektüre
Ihrer Arbeit glasklar sein:
(a) was will die Arbeit? (Ziel)
(b) wie hat sie das gemacht? (Methode)
(c) wie ist der Gang der Argumentation? (Durchführung)
(d) was kommt dabei heraus? (Ergebnis)
(e) welches ist der eigene Beitrag? (Leistung)
Es kommt bei der Qualität einer Arbeit wesentlich darauf an,
daß
in den entsprechenden Kapiteln die hier genannten Fragen
ausdrücklich,
eindeutig und zusammenhängend beantwortet werden.
Diese Gliederung auch bei kürzeren Arbeiten als
Inhaltsverzeichnis
der Arbeit voranzustellen, ist nie verkehrt.
"In diesem Teil haben wir das Entstehen des Problembewußtseins über Schlumpfologie nachgezeichnet, so daß die Voraussetzungen unserer Untersuchung deutlich werden. Nun werden wir versuchen ..."oder
"Wie sich gezeigt hat, kann das theoretische Problem des "bilabialen R" in zwei Richtungen entfaltet werden: Einmal beim kindlichen Spracherwerb und zum anderen in seiner sozio-semiotischen Dimension. Wenden wir uns der ersten Frage zu: ..."Bisher unerreicht: Max und Moritz:
"Dieses war der erste Streich und der zweite folgt sogleich".Test: Schreiben Sie zu jedem Kapitel und Abschnitt im voraus schon einmal jeweils die ersten und letzten Sätze (insgesamt auf etwa 1 Seite) zusammen. Überprüfen Sie, ob die Argumentation der Arbeit aus diesem Kurztext eindeutig erkennbar ist. (Siehe Anlage)
Machen Sie Sich rechtzeitig Gedanken über die
Umfangsverhältnisse
der einzelnen Teile Ihrer Arbeit, damit nicht nachher die
Literaturübersicht
2/3 ausmacht und die eigentliche eigene Arbeit nur 1/4 abbekommt.
"Eine hochinteressante Arbeit ist die Dissertation "Goethes Haartracht" von Karl Magerfeld. Dort ist allerdings von Einflüssen auf den Aufbau des "Werther" nicht die Rede"Auch wenn sich Ihre Mühe leider nicht spiegelt: Lassen Sie alles weg, was unergiebig war. Die dann noch verbleibende Literatur stellen Sie knapp und allein unter dem Aspekt Ihrer Arbeit dar. Vor der Darstellung muß man als Leser wissen, auf welche Frage hin man eine Quelle darstellt:
"In der ansonsten am menschlichen Kauvorgang interessierten Schrift von Jessica Mack-Donhalt findet sich ein für Häsitationen im Dialog wichtiger methodischer Gedanke: "Was tun, wenn der Mund voll ist?Grundsätzlich gilt: Nur Literatur zitieren, die man wirklich original (nicht zitiert in einem anderen Buch) gelesen hat. Sonst wird man auf unübersehbare Aussagen dieser Literatur festgelegt! Wenn man das Zitat trotzdem braucht, zitiert man mit Formeln wie: (Nach Quiddje1991) .
Test: Überlegen Sie bei jeder Literaturdarstellung, für welchen Abschnitt Ihrer Arbeit sie sie nachher brauchen (und dann sinnvollerweise auch wiederaufnehmend zitieren).
Alle wesentlichen wissenschaftlichen Termini der Arbeit müssen
definiert werden (wenigstens der Versuch einer Arbeitsdefinition
muß
unternommen werden). Es kann durchaus auch eine Definition aus der
Literatur,
auf die man sich stützt, zitiert werden.
Test: Nehmen Sie die oben genannte Zusammenfassung und prüfen
Sie,
ob alle verwendeten Termini dieses Textes definiert sind. Über
zuviel
Definitionsaufwand hat sich noch kein Gutachter beklagt.
"Hier würde man neben dem Gesagten auch eine Ersrterung über Mickey Mouse erwarten; dabei dürfte aber ein terminologisches Mißverständnis vorliegen: M.M. gehsrt nicht zu den Zwergen im Sinne unserer Definition S. 379."oder
"Streng genommen müßten wir auch die reale Grsße der Schlümpfe ins Verhältnis zu den figürlichen Abbildungen setzen. Allerdings ist z. Z. über die Grsße von Schlümpfen noch nicht genügend bekannt.Solche Passagen beweisen, daß man das Problem im größeren Kontext sieht, aber in der Lage ist, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Dasselbe gilt für interessante Nebengedanken, die man ruhig in Klammern oder in einer Fußnote (wenn länger: Exkurs) aufführen sollte.
Thematische Treue, Breite der Bearbeitung, Korrektheit der Darstellung des Sachstandes, Vollständigkeit der Problemsicht, Methodenbewußtsein, Wissenschaftlichkeit, Selbständigkeit, Neuartigkeit, theoretischer und praktischer Wert der Ergebnisse, Anschaulichkeit der Darstellung, Stringenz der Argumentation, Ordnung in der Darstellung.Dabei gilt folgende Abstufung:
Ein Inhaltsverzeichnis oder eine Gliederung sollte man bei einer stärker gegliederten Arbeit voranstellen.
Untergliederungen dezimal weiterzählen, Überschriften, die Sie in der Gliederung (oder im Inhaltsverzeichnis) benutzt haben, auch genauso in den Text schreiben (also nicht nur die Zählung).
Auf dem Titelblatt von Seminararbeiten muß folgende Information stehen:
Das Bezugsseminar mit Seminarleiter und Semester,Die Zitierweise im Literaturverzeichnis ist nicht genormt. Die Hauptsache ist Eindeutigkeit und Konsequenz. Häufig wird es so gemacht:
der Titel der Arbeit,
der Name des Autors und
seine Adresse (mit Telefonnummer oder e-mail)
[Verfassername], [Vorname], [Buchtitel]. [Erscheinungsort], [Jahr].
Beispiele:
Obermoser, Franz Xaver, Asterix und das Sprachproblem. Aurich 1979.Im Text selbst kann man dann auf Literatur wie folgt verweisen: (vgl. Lagerfeld S. 37)Quiddje, Jan Hinnerk, Über einige Besonderheiten des bilabialen R im südwestlichen bayrischen Wald. In: Eimsbüttler Linguistisches Jahrbuch 15 (1991). Seite 37-399.
wenn im Literaturverzeichnis mehrere Bücher desselben Autors vorkommen:Die Literaturangaben kann man durchaus im Text in Klammern unterbringen. Fußnoten sind eher für Anmerkungen zur Sache geeignet.(vgl. Magerfeld, Haartracht S. 37) oder (vgl. Lagerfeld 1974, S. 37)
Ansonsten: eine gut lesbar mit der Hand geschriebene Arbeit ist
allemal
besser, als das Ergebnis eines Kampfs mit dem Computer oder eine
inhaltsarme
Hausarbeit, die gestylt ist wie eine Bundestagsdrucksache.
Sicher unterscheiden sich Arbeiten im Aufbau ganz erheblich je nach
Thema ("Oswald von Wolkenstein und das Diätenproblem"
gegenüber
"Häsitationen im Unterrichtsgespräch unter besonderer
Berücksichtigung
des Pausenbrots")
Hier trotzdem zur Orientierung ein praktisches Aufbau- und
Gliederungsbeispiel
einer Arbeit:
Inhalt/Gliederung
Wer es genauer wissen will, kann lesen:
Poenicke, Klaus, Die schriftl Arbeit. Materialsammlung und Manuskriptgestaltung für Fach- , Seminar- und Abschlußarbeiten an Schule und Universität. Mannheim 1985.Ganz genau, aber eigentlich nur von Dissertationen an aufwärts wichtig:
Bangen, Georg, Die schriftliche Form germanistischer Arbeiten. 8. Auflage Stuttgart 1981.